Am Wochenende 8. und 9. Mai 2021 startete der erste hybride Bundesparteitag der PIRATEN. Der gesamte Parteitag ist über mehrere Wochenenden verteilt. Dieses Wochenende waren die Schwerpunkte die Rechenschaftsberichte des aktuellen Bundesvorstandes, der Kassenprüferbericht und der Bericht des EU-Abgeordneten Patrick Breyer aus Brüssel. Desweiteren erfolgten schon die ersten Vorstellungen der Kandidierenden für den neuen Bundesvorstand: Vorsitzende, stellvertretende Vorsitzende, politische Geschäftsführerin sowie stellvertretende politische Geschäftsführerin
Nach der Anmeldung zu diesem Parteitag erhielt man den Zugang zu einer OpenSlide-Instanz in der die Abstimmungen erfolgten, die Redeliste geführt wurde und man den Stream verfolgen konnte.
Abstimmen konnte man allerdings erst, nachdem man sich via Mumble akkreditiert hatte.
Das funktionierte sogar alles recht ordentlich – oder wie der Berliner sagen würde: „Da kannste nicht meckern“.
So lief das ganze Wochenende technisch recht reibungslos – bis auf einige wenige Ruckler – aber im Gegensatz zur FDP musste der Parteitag nicht abgebrochen[1] werden – PIRATEN können das dann eben doch eher mit diesem Online Dingsi.
Rechenschaftsbericht Bundesvorstand
Was ist nach 5 Tagen vom Rechenschaftsbericht hängen geblieben?
- Bundesvorstand funktionierte nicht als Team.
- Persönliche Befindlichkeiten zwischen dem Vorsitzenden und dem politischen Geschäftsführer störten das Arbeitsklima.
- Der Vorsitzende würde aktuell seine Zeit vollständig der Tätigkeit als Vorsitzender widmen – ineffizient wohl die Zeit eingesetzt, wenn man bedenkt, was am Ende bei rum kam (gemessen an der Außenwahrnehmung und dem eigenen Rechenschaftsbericht).
- Mit Beginn der Corona Pandemie zog sich aus persönlichen Gründen der stellvertretende Vorsitzende aus der Mitarbeit zurück.
- Der Politische Geschäftsführer hob die nun wieder bespielten Socialmedia Kanäle hervor und die nun wieder mehr eingebundenen Arbeitsgruppen – Außenwahrnehmung: Jupp, Twitter und Facebook und co ist wieder wesentlich stärker präsent!
- Der Generalsekretär betonte, das eine zu seinem Amtsantritt nicht ordentliche Mitgliederverwaltung nun wieder geordnet sei – da habe ich wesentliche Glaubwürdigkeitsprobleme: Ist es nicht eher so, dass der amtierende Vorstand erst die Mitgliederverwaltung zugrunde richtete und sie jetzt wieder halbwegs arbeitet?
- Der Schatzmeister macht Schatzmeistertätigkeiten: Unter anderem zwei Rechenschaftsberichte pünktlich beim Bundestag abgegeben. Da kannste nicht meckern.
Fazit: Wahrnehmbar wurde die Pressearbeit verbessert. Verbesserungen der Kommunikation vom Bundesvorstand in die Partei blieben auch in dieser Legislatur aus, im Gegenteil: Die Tätigkeiten des Bundesvorstandes wurden durch intransparente „Arbeitssitzungen“ – die die Geschäftsordnung des Bundesvorstandes nicht vorsieht – noch weniger nachvollziehbar.
Auf die Frage nach dem größten persönlichen Fehler in der Legislaturperiode versteckte sich der Bundesvorsitzende hinter Aussagen zum gesamten Bundesvorstand. Politsprech (nämlich auf Fragen nicht konkret antworten) kann er. Aber wir lernten: Er will ja keine Schlammschlacht mit den Differenzen im Vorstand machen, was er bei jeder Gelegenheit erneut betonte.
Kassenprüferbericht
Ein Kassenprüferbericht[2], der gemeinsam erarbeitet von den vier Kassenprüfer*innen vorgetragen wurde, war eine Ansammlung an Vorwürfen und Kritikpunkten. Sei es von angeblich fehlenden Zugängen (wozu der Vorstand erwähnte: Kassenprüfer bekommen mit Recht keinen Zugang auf die Mitgliederverwaltung), irgendeinen Buchungsfehler, der korrigiert wurde und eine ausführliche Stellungnahme zur never-ending-Story „P-Shop“.
Hier ließen sich die Kassenprüfer*innen dazu herab, sogar davon zu reden, der Mutter des P-Shop Beauftragten eine Sicherungshypothek ins Grundbuch ihres Hauses (Quelle: [2] Seite 12) eintragen zu wollen! WTF???
Natürlich muss ein Kassenprüferbericht die Beanstandungen klar benennen. Aber er bricht sich auch keinen Zacken aus der Krone (Achtung, Wortspiel! 😉 ) bei Missständen entsprechende Verbesserungspotentiale aufzuzeigen.
Fazit: Der Bundesvorstand wurde entsprechend der Empfehlung der Kassenprüfer*innen nicht entlastet. Ich werde diese Kassenprüfer*innen nicht wählen können: Wer eine Sicherungshypothek bei Dritten fordert ist bei PIRATEN in einem solchen Amt falsch aufgehoben.
Kandidierendenvorstellungen
Vorsitz:
Es kandidieren für den Vorsitz:
- Joachim Rotermund (@jrotermund)
- Sebastian Alscher (@sebulino)
Während bei Joachim „gutes Teamklima schaffen“ hängen blieb, blieb mir bei Sebastian vor allem hängen: Er wird nicht in einem Bundesvorstand sein, in dem Daniel Mönch dabei wäre.
Also ein Hollywooddrehbuch kann es nicht besser: Ein wenig Erpressung und Drama muss schon sein.
Fazit: Ich werde Joachim wählen: Als Rentner hat er ebenfalls Zeit und schlechter kann er es nicht machen – ist aber gewillt mit allen für ein gutes Team zusammenzuarbeiten.
stellvertretender Vorsitz:
Es kandidieren für den stellvertretenden Vorsitz:
- Markus Barenhoff (@alios)
- Sebastian Schwarzweller (@Joffreyziell)
Markus betonte die Bedeutung der Transparenz in einem Vorstand. Klare Regeln in der Geschäftsordnung seien für ihn ein Mittel zur Konfliktvermeidung und betonte gleichzeitg seinen Hang zum Anarchismus – sehe ich da nur einen leichten Widerspruch in der Persönlichkeit? Vielleicht ist das der Widerspruch, der dann einige Tage zuvor auf Twitter[3] sichtbar wurde? Wenn er die mangelhafte Diversität in den PIRATEN Vorständen anspricht bzw. der fehlende „Nachwuchs“ ist das durchaus richtig – leider. Konkrete Ideen zur Änderung? Nope.
Joffrey – endlich mal kein alter weißer Mann. Dieser mit dem „Pressekonzept“, welches aus meiner Sicht $Dinge feststellt, die wir in jedem Pressekonzept feststellen: Vollzeit Pressestelle wäre gut, mehr Präsenz in den Socialmedia Kanälen. Es wird Geld in Höhe von <setze fiktive Summe ein> gebraucht. Aha.
Seine Ziele in einem neuen Bundesvorstand entsprechen eher den Aufgaben eines politischen Geschäftsführers bei den PIRATEN – aber dort wollte er nicht kandidieren – WHY??
Fazit: Unmittelbar am Wochenende hätte ich mich für alios entschieden. Nach dem Tweet und weiteren werde ich davon größtmöglichen Abstand nehmen. Tja.
Politische Geschäftsführer*in:
Es kandidieren als Politische Geschäftsführer*in::
- Frank Grenda (@Eiself)
- Jana Klemp (Wiki: JanaK)
- Daniel Mönch (@pr02)
Für Frank sei es wichtig, dass ein politischer Geschäftsführer mal ein Mandat hatte. Daniel hingegen betonte das Erreichte in seiner aktuellen Legislatur, nämlich eine wesentlich bessere Präsenz bei Socialmedia sowie wesentlich mehr PIRATEN, die sich in der Öffentlichkeitsarbeit aktiv mit einbringen. Jana verspielte sich leider potentielle Sympathien mit dem Hinweis, das sie mal schauen müsse, wie hoch die Bezahlung im Vorstand aussehen würde.
Fazit: Im Vorfeld dachte ich mir: Daniel kommt nicht in Frage, da er, obwohl er in einer Teamsitzung der BundesPR von Sebastian „erklärt“ bekam, wie das gemeint sei mit der Benennung der Beauftragten an den Bundesvorstand, aber in der dann folgenden Woche war es iwie wieder vergessen – aber nicht nur von ihm. Unter dem Strich allerdings finde ich die Art und Weise wie durch ihn offensichtlich weitere Menschen in der Öffentlichkeitsarbeit motiviert werden wichtig. Daher bekommt er doch eine weitere Chance von mir seine bisherige Tätigkeit weiter fortzusetzen.
stellvertretender Politischer Geschäftsführer:
Es kandidieren zur stellvertretenden Politischen Geschäftsführung::
- Markus Barenhoff (@alios)
- Frank Grenda (@Eiself)
- Stefano Tuchscherer (@StefanoDT00)
Markus hatten wir als Kandidat zum stellvertrentenden Vorsitzenden gehört. Seine Kurzvorstellung für dieses Amt brachte keine neuen Erkenntnisse. – als Politischer Geschäftsführer erscheint er mir, anhand des Aufgabengebietes dann doch eher etwas zu sehr Ideenlos.
Frank hatten wir ebenfalls bereits gehört – seine Kurzvorstellung brachte auch keine neuen Erkenntnisse.
Stefano war in diesem Trio erfrischend und motiviert. Arbeitet heute bereits in der Bundespresse konstruktiv mit, was ich bei den Sitzungen bereits erleben durfte – aus dem Zuschauerraum.
Fazit: Stefano, GO! Weder Markus noch Frank bekommen von mir kein Votum.
Mit dieser letzten Vorstellungsrunde endete das Parteitagswochenende gegen 19:25 Uhr und wird am 15.05. um 10 Uhr fortgesetzt: Es folgen weitere Vorstellungsrunden, bevor es in die Antragsdiskussionen geht.
Weitere Informationen zum ersten Parteitagswochenende findet ihr unten in den Links.
Weitere Links:
[1] Artikel ZEIT vom 08.05.2021: „Technische Probleme: FDP bricht digitalen Parteitag ab“: https://www.zeit.de/news/2021-05/07/fdp-waehlt-bei-digitalem-parteitag-neuen-vorstand
[2] Kassenprüferbericht: https://wiki.piratenpartei.de/wiki/images/d/dd/2021-05-08-Protokoll_Kassenpr%C3%BCfung_2019-2021.pdf
[3] Tweet von @alios vom 12.05.2021 11:16 Uhr
[4] Pressemittielung 11.05.21: „PIRATEN starten ersten hybriden Parteitag auf Bundesebene“: https://www.piratenpartei.de/2021/05/11/piraten-starten-ersten-hybriden-parteitag-auf-bundesebene/
[5] Aufzeichnung vom 08. Mai: https://cdn.jwplayer.com/players/KJiVnYcV-WFicL1vq.html
[6] Aufzeichnung vom 09. Mai: https://cdn.jwplayer.com/players/NkwQkp5s-WFicL1vq.html
[7] Update aus Brüssel: EU-Abgeordneter Patrick Breyer über seine Arbeit im EU-Parlament – BPT 2021: https://www.youtube.com/watch?v=h_cC0fM3boA
[8] Protokoll vom 08. und 09. Mai: https://wiki.piratenpartei.de/Bundesparteitag_2021.1/Protokoll